ERÖFFNUNGEN UND PRESSE
1994
21.Januar
Vernissage „WOHER – WOHIN“ im Vonderau - Museum Fulda
OB Dr. Wolfgang Hamberger: Alles das gilt dem Künstler. Hier steht er. Wir heißen ihn herzlich willkommen und danken Ihnen, lieber Herr Ziegler, dass Sie uns heute die Chance gegeben haben, Ihr schönes Hobby, das so eine Dimension angenommen hat, einem größeren Kreis in Fulda und darüber hinaus bekannt zu machen.
Sehr herzlich möchte ich auch Herrn Alexander Deisenroth bei uns begrüßen. Wer schon eine Gelegenheit hatte, den sehr schön gestalteten Katalog zu sehen oder zumindest einmal einen Blick hinein zu werfen, der hat wahrgenommen, dass Herr Deisenroth sehr einfühlsam und in offensichtlich guter Kenntnis von Person und Werk eine Einführung gegeben hat. Dafür möchte ich Ihnen danken und auch gleichzeitig dafür, dass Sie dazu auch hier jetzt zur Ausstellungseröffnung etwas sagen werden. . . .
Ich nannte den Beruf, und wir kennen die Tätigkeit, die er sich zum Nebenberuf oder zum Hobby erwählt hat. Und es wäre ein Wunder, wenn es nicht da auch einen sehr tiefen Zusammenhang und Bezug gäbe, etwa derart dass die aufreibende Berufsarbeit auf der einen Seite ihre entspannende Entsprechung findet in der künstlerischen Kreativität auf der anderen Seite. Also Sie setzen sozusagen ein Beispiel, lieber Herr Ziegler, wie man sich ein Feld erschließen und im Laufe der Jahre auch zu beachtlicher Reife entwickeln kann und das alles neben dem Beruf zum Broterwerb. . . .
Künstler ist, wer die Welt immer neu sieht, so als geschähe es zum ersten Mal, und dann noch die Fähigkeit hat, auch andere es so sehen zu lassen. So etwa könnte man es sehen, und ich möchte damit die einführenden und begrüßenden Worte abschließen, weil ich davon ausgehe, dass Herr Deisenroth über das, wie der Künstler Ziegler seine Arbeit sieht und wie er an seine Kunst herangeht, sehr viel besser als ich sagen kann und damit Werk und Persönlichkeit am besten vorzustellen in der Lage ist. Herr Deisenroth, Sie haben das Wort.
Alexander Deisenroth: Ich bedanke mich. „Die Kunst ist eine zum Fanatismus verpflichtende Mission“, sagt Nietzsche. Was verstehen wir denn eigentlich unter Kultur? Wenn ich Sie fragen würde, was verstehen wir unter Kultur, da würden Sie wahrscheinlich eine Menge verschiedener Antworten geben. Ich habe mal versucht, es etwas zusammen zu fassen, nämlich: unter Kultur verstehen wir die Zusammenfassung von naturwissenschaftlicher, geisteswissenschaftlicher, religiöser, bildender Kunst, darstellender Kunst, und auch der Zivilisation. Wenn wir das einmal so nehmen, dann bekommen wir einen interessanten Einblick in das, was eigentlich wir als Kulturnation sein sollten.
Interessant natürlich jetzt hier zu dem Künstler selbst: Der Herr Oberbürgermeister hat mir das Meiste schon vorweg genommen, dafür bin ich ihm auch dankbar, denn ich bin heute nicht in dieser Verfassung und dieser Form, in der ich mich Ihnen gerne wie in früheren Zeiten präsentiert hätte. Ich möchte nun aber sehr begrüßen Herrn Dr. Ziegler, mit dem ich seit drei Jahren befreundet bin. Ich möchte ihm erstmal ein schönes Buch überreichen, und zwar den Lüscher-Test. Es wird über vier Farben-Menschen gesprochen, und das kann sehr interessant für ihn sein, vor allen Dingen, weil die Farbe bei ihm ja eine enorme Rolle spielt. Da kann er erfahren die verschiedenen Typen: den grünen Typen, den roten Typen, den gelben Typen, so wie beispielsweise der Psychologe Lüscher ließ oft auch Leute zu sich kommen. Da kam auch eines Tages ein junger Mann, mit dem wurde er aber nicht fertig, er wollte nichts erzählen von zu Hause usw.. Dann hat er ihm Karten vorgelegt, farbige Karten, und hat zu ihm gesagt: Gucken Sie sich das mal an, was gefällt Ihnen denn da? Da war nichts Besonderes, aber die gelbe Karte, die reizte ihn. Lüscher hat daraus geschlossen, da ist irgend etwas in der Familie, was diesen jungen Mann stört. Er hat ihn ausgefragt und kam dahinter, dass er einen erdrückenden Vater hatte, ungefähr wie man sagt: Junge, halt‘s Maul, hast ja keine Ahnung davon! Das hat ihn „runter gedrückt in die Schuhe“. Der Arzt konnte ihm das erklären, so dass das Verhältnis zu seinem Vater sich wesentlich besserte und er natürlich damit auch dem jungen Mann helfen konnte.
Dann die Entscheidungen, die man zu treffen hat: Ist man ein gelber, ein roter, ein blauer Typ.
Nehmen wir einmal an, ein Flugzeug muss landen im Busch in Afrika. Tja, was nun? Aus dem Urwald heraus da kommen sie mit Speeren und dergleichen auf das Flugzeug zu. Wie reagieren nun die vier Menschen, die da drin sind? Der Gelbe sagt, Mensch, wir machen die Türen auf, raus, und wir jagen die zurück in den Busch! Der andere sagt, hat gar keinen Zweck hier, wir bleiben hier drin! Der Blaue sagt: Herrgott nochmal, was sollen wir machen, wir warten, bis sie abziehen. Der Grüne sagt: Was denn, wir haben doch noch einen Ausgang auf der anderen Seite. Hauen wir ab!
Das sind die verschiedenen Typen, nicht, die es gibt. Dasselbe passiert Ihnen doch täglich im Verkehr. Da kommt das Rot. Da müssen Sie stoppen. Dann kriegen Sie das Signal zur Weiterfahrt, dann setzen Sie weiter fort. Und auf diese Art und Weise kann man natürlich mit den Farben, und wenn man die Augen aufhält und -macht, fertig werden.
Hier haben wir nun, was unseren guten Dr. Ziegler angeht, einen Sonderfall. Er ist ein Besessener. Vor drei Jahren habe ich ihn kennen gelernt, und es war im Wesentlichen dann nicht mein böses Knie, was er ja dann nun auch so gemacht hat, dass ich hier antreten konnte, sondern insgesamt gesehen seine Kunst. Ich fand Arbeiten bei ihm, die er dort (in der Praxis) hängen hatte. Das war ein Anlass gewesen, zu einer engen Freundschaft zu kommen, und wir haben viele interessante Kunstgespräche gehabt; und siehe da, je mehr man sich natürlich jetzt mit ihm befasste, umso mehr natürlich wurde er energisch. Er hat in kurzer Zeit, das muss ich Ihnen sagen, hat er hier ein Werk geschaffen. Da muss ich sagen: wie hat er das fertig gebracht? Abends legt er seine Pinzetten beiseite, und dann ging er nach Hause, und hat dann noch bis nachts ein Uhr gearbeitet. Und in einer Nacht konnte er eine solche Arbeit fast fertig stellen.
Und was bringt er? Schauen Sie sich diese Arbeiten an. Ich brauche gar nicht viel dazu zu sagen. Seine Arbeitstechnik, seine Malweise ist eine wunderbare. Das Lasieren von Farben, weich, sanft angesetzt, nicht dick aufgetragen - aber leuchtende Farben bringt er, und das ist das Schöne und das Wunderbare daran. Jetzt können Sie sich selbst ausrechnen an den Farben hier, zu welchem Typen wir ihn rechnen sollen, zu den blauen Typen, den grünen, den roten oder den gelben. Das Gelb werden Sie nicht so sehr finden. Also er ist nicht in diesem Sinne ein gelber Typ, der nun mit unwahrscheinlicher Energie und absolut vorwärts will. Er ist bei allem Mensch geblieben und Sie sehen auch an der Thematik: die Natur interessiert ihn, er hat ein waches Auge, aber vor allen Dingen ist es der Mensch. Er will den Menschen nicht aus seinem Bild verbannen. Und da tut er auch recht mit. Und vor allem es sind, wenn Sie die Arbeiten sich anschauen, Beziehungen der Menschen zueinander. Schauen Sie einmal die Hände an, wie er sie ansetzt, schauen sich an, wie Menschen zueinander stehen, wie eine gewisse Art von Zärtlichkeit da ausstrahlt.
Aber wie dem auch sei. Wir haben jetzt hier einen Mann, der einen Raketenstart gehabt hat. Und darüber freue ich mich besonders, das ist eine Ausstellung, wie wir sie lange nicht im Museum gehabt haben. Und dafür bin ich doch sehr dankbar, dass ein Mann, der im Grunde genommen ein Arzt ist, die Abende damit verbringt, dass er malt. Er m u s s malen. Er ist einfach der davon Besessene. Und da tun wir gut daran. Das ist nicht nur für ihn, wie der Herr Oberbürgermeister schon gesagt hat, eine gewisse Art von Erholung, sondern es ist auch eine Anstrengung. Und was er uns zu bieten hat, das sind auch seltene Raritäten. Wenn ich mich nun frage: Ja, in welche Schublade kann man ihn denn nun hinein tun, ich habe ihn voriger Tage auch mal gefragt, da sagte er: in gar keine! Das ist seine eigene, nicht wahr. Und wir müssen auch sagen, wenn wir einmal dran lang gehen und anschauen, was er gestaltet und wie er gestaltet, die Art und Weise, die Kompositionen, die er sich zusammen baut, ist schon etwas ganz Besonderes. Und darauf wollen wir achten. Ich will auch jetzt aufhören zu reden. Schauen Sie sich das alles an, es ist eine wunderbare Ausstellung. Nochmals ganz herzlichen Dank an die Stadt, die diese Möglichkeiten gegeben hat hier für die Künstler, und ich wünsche hier dem Dr. Ziegler, und dem Maler vor allen Dingen alles, alles Gute und einen guten Erfolg mit dieser Ausstellung.
1994
Januar
Fuldaer Zeitung
„Fließender Kubismus“
Der malende Arzt Karl-Berthold Ziegler stellt im Vonderaumuseum aus
Fulda (FZ/bx)
„Jede Linie muss eine weitere Verbindung haben oder sich – irgendwo – mit sich selbst fortsetzen. Dies gilt für Bilder und Menschen.“ Das betont Dr. Karl-Berthold Ziegler, malender Arzt aus Fulda, zu seinen künstlerischen Arbeiten. Werke Zieglers werden bis 20. Februar im Vonderau-Museum gezeigt.
Bei der Ausstellungseröffnung erinnerte Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Hamberger daran, dass der Facharzt mit eigener Praxis sich seit etwas zehn Jahren an Ausstellungen Fuldaer Künstler beteiligt. Besonders jetzt in der Einzelpräsentation werde freilich deutlich, welche persönliche Intensität der Malarbeit, welche formale Vielgestaltigkeit der Bildfindung und welche Ausdauer bei der Suche nach künstlerischen Lösungen sich in den Gemälden Zieglers widerspiegelten. So lasse die Ausstellung staunen, auch wenn der Künstler schon bekannt sei.
Hamberger ging auf die Vita Zieglers ein: Der 1942 in Würzburg Geborene machte 1962 in Fulda Abitur, studierte von 1964 bis 1969 Medizin und wurde 1977 Facharzt für Chirurgie. Seit 1980 ist er eigener Praxis tätig. Bereits wenig später stieß Ziegler zu verschiedenen Gruppen Fuldaer Künstler und lernte dabei auch den Galeristen und Maler Alexander Deisenroth kennen. Zwischen beiden Männern hat sich inzwischen eine Freundschaft entwickelt.
Deisenroth führte bei der Vernissage in die Bildgestaltung Zieglers ein. In einem Beitrag für den Ausstellungskatalog attestiert er dem Künstler ein „bedeutendes malerisches Werk“ geschaffen zu haben. Es sei ästhetisches Vergnügen, Zieglers saubere Malweise und seine Farbaufträge zu studieren. Seine Themenwelt umfasse alles, was ihm künstlerisch reizvoll erscheine: vom Porträt über die Landschaft, über das Figurative hin bis zu abstrakten Kompositionen. Ziegler beschreibt seine Malweise selbst als „eine Art weichen, runden. Fließenden Kubismus – einen Gegensatz in sich, aber folgerichtige Fortführung früher Versuche der sechziger Jahre“. Der Künstler hat laut Deisenroth in seiner Malerei inzwischen die Eigenschaften der „ismen“ (der etikettierten Kunstrichtungen) dieses Jahrhunderts überwunden.
1994
05. Februar
Fuldaer Zeitung
KREATIVE KÖPFE : Karl-Berthold Ziegler
Ein Mediziner mit musisch-kreativer Ader: Der Fuldaer Chirurg Karl-Berthold Ziegler hat sich in seiner Freizeit zum Maler entwickelt
Kombination von Pinsel und Skalpell
Von unserem Redaktionsmitglied Beatrix Nolte-Schunk
Er will beides: Karl-Berthold Ziegler möchte „am Ende eines Tages etwas geschafft und etwas geschaffen“ haben. Für die erstgenannte Dimension des Tätigseins steht Zieglers Fuldaer Arztpraxis, für die kreativere Ausprägung sein Maler-Atelier.
Die Kombination von Skalpell und Pinsel deutet sich schon im berufspsychologischen Gutachten an, das Zieglers Vater nach dem Abitur des Filius‘ anregte. Darin hieß es sinngemäß: „Er ist hervorragend für ein Kunststudium geeignet, kann aber auch Mediziner werden.“
Dr. Ziegler ist sicher, dass er mit der Heilkunde als Brotberuf die richtige Wahl getroffen hat. „Dadurch kann ich mir die Malerei als völligen Freiraum gestalten, denn ich muss damit kein Geld verdienen.“ Wenn es anders wäre, dann müsste er sich in seiner Kunst nach dem richten, was andere Leute wollen. So aber ist er sein „eigener Auftraggeber“ und genießt es, ohne Sachzwänge kreativ sein zu können.
Meist sind es drei lange Abende pro Woche, die der Arzt und Familienvater im Atelier verbringt. „Das Malen neben dem Beruf ist manchmal unheimlich anstrengend, aber es bringt mehr zu mir selbst“, sagt Ziegler und fügt mit dem Brustton der Überzeugung hinzu: „Von irgend etwas muss man doch besessen sein!“
Die Frage „Wie malt ein Mediziner?“ stellt sich bei dem 1942 in Würzburg Geborenen fast von selbst. Die Antwort kann man derzeit im Vonderau - Museum finden, wo bis zum 20. Februar rund 90 Werke Zieglers gezeigt werden.
Dabei hilft das, was sein künstlerischer Freund, Galerist Alexander Deisenroth, im Ausstellungskatalog so formuliert: „In vielen Arbeiten erkennt man seinen Drang, hinter die Dinge schauen zu müssen, als hätte er stets sein Skalpell zur Hand.“
Ziegler bekennt sich dazu, Menschliches und Sachliches scharf darzustellen. Er will mit seiner Malerei Vordergründiges aufschneiden, um Durchblick zu ermöglichen. Dass (Ein-)Schnitte immer etwas Unbarmherziges haben, muss man dem Chirurgen Ziegler nicht sagen, er weist aber auch auf deren Bedeutung für eine Heilung hin.
Wer dies flugs auf Menschen und ihr Beziehungsleben übertragen will, die im Werk Zieglers derzeit eine zentrale Rolle spielen, der wird vom Maler „zurückgepfiffen“. „Die meisten meiner Arbeiten entstehen spontan, ohne festgelegte Aussageabsicht“, gibt er zu bedenken.
Am Anfang sind bei Ziegler die Linien. Sie bilden das Gerüst, beziehungsweise Skelett des Bildes. Die Linie ist für Ziegler nicht nur Darstellungsmittel, sondern fast eine Muse. Er sagt von ihr: „Jede Linie muss eine weitere Verbindung haben oder sich – irgendwo – mit sich selbst fortsetzen. Dies gilt für Bilder und Menschen.“
Mit Hilfe der Linien „macht“ Ziegler Menschen, Anordnungen und Zuordnungen von Körperteilen und Körpern. Dabei stiften die Linien Unruhe im Sinne von Dynamik: Sie sorgen nicht nur für Verbindung und Nähe, sondern auch für Unterbrechungen, sprich Brechungen. Der Maler zieht hier den Vergleich mit einem Prisma. Einige Arbeiten sind eigenwillige Kompositionen von Leibern, Brüsten, Armen und langfingrigen Händen.
In der Darstellung paart sich anatomisches Fachwissen mit Erotik. Sein Ja zum Körper malt Ziegler vor allem in weiblichen Formen aus: „Ich lege keinen besonderen Wert darauf, Männer zu malen.“
Seine derzeitige Stilrichtung umschreibt er selbst mit „eine Art weichen, runden, fließenden Kubismus“. Die Vorsicht der Formulierung deutet an, dass Ziegler für seine Schaffensweise kein Etikett braucht und auf keinen Fall „in eine Schublade gepackt werden will“.
Der von Kunsterziehern motivierte Autodidakt malt – mit Unterbrechungen – seit 1960. Er macht keinen Hehl daraus, dass der Weg zum eigenen Stil meist lang ist und über die Auseinandersetzung mit Meistern aus der Kunstgeschichte führt. „Es gibt keine Kunst, die aus dem Nichts entsteht“.
Die einzelnen Etappen von Zieglers malerischer Entwicklung sind in der Ausstellung dokumentiert, so dass sich den Betrachtern eine Vielfalt der Themen und Malweisen bietet. Sehenswert sind beispielsweise besonders Zieglers Portraits sowie bildgewordene Erinnerungen an Australien und an die Toskana.
Der Maler hat diese erste große Einzelpräsentation „Woher – Wohin“ genannt. Zum „Woher“ lässt sich viel sagen, hinter dem „Wohin“ steht ein Fragezeichen, das die Kreativität reizt.
1996
Zeilen einer Künstlerin und Patientin auf der Rückseite eines Aquarells „Allegorie“ von 1996
Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler !
Sie sind ein wunderbarer begnadeter Künstler und möchte Sie auch in Ihrer Einmaligkeit miteinander vergleichen; denn jede Farbzusammenstellung, jeder Druck, jede Dichte und Lockerung in der Strichführung und Raumaufteilung spricht von der EINMALIGKEIT Ihrer Handschrift. In Ihren Werken leuchten zwei große Dimensionen auf, die der sichtbaren und unsichtbaren Welt. Die präzise sichtbare Welt wird vom Auge der Unsichtbarkeit genährt. Der Anfang Ihres Schaffens und Karriere liegt in der Vorausschau, wie Sie ja auch als Arzt arbeiten müssen. Die tiefe Entscheidung, das Handeln und Tun ist das Resultat des vorherigen Jasagens. So ist jedes schöpferische Tun tief in der Unsichtbarkeit verankert und motiviert. Sie kennen den Menschen bis ins kleinste Detail und dann geschieht in Ihrer Kunst etwas Großartiges, das geistige, mitfühlende Auge erkennt den Menschen in verschiedenen Schichten und verbunden mit dem Gesetz der großen Natur. Ich kann Ihnen nur sagen, verlassen Sie alle Richtungen von Kunstrichtungen, halten Sie sich an keinen Vorbildern auf. Sie haben Ihre Ausdruckswelt gefunden im Menschen, am Menschen und um den Menschen herum. Sie verstehen sich auch immer wieder zu erden und nicht in absurden Hirngespinsten oder Krankheitsbildern sich zu verlieren. Sie zaubern nicht, Sie schmeicheln nicht, Sie berühren den Himmel um die Erde zu beachten und schauen zärtlich auf die Erde um den Himmel nicht zu vergessen. Vergessen Sie alles was die Kunst hervorgebracht hat. Sie sind einmalig! Lassen Sie sich mit niemand mehr vergleichen! Für Ihre Freundlichkeit noch einmal herzlichen Dank und für das Jahr 1996 wünsche ich Ihnen weiterhin diese große Liebe zum Menschen und Ihrer geliebten Malerei.
Unterschrift
1997
16. AUGUST
Lauterbacher Anzeiger
Mit ihrem „SUN & ART“ Sonnenstudio möchte A.B. neue Akzente setzen.
. . . Mit Bildern des Dr. Karl-Berthold Ziegler, Fulda, etlichen als Unfallchirurg bekannt, startet die Bilderausstellung. Dr. Ziegler ist ein engagierter Freizeitmaler, Jahrgang 1942. Seine Stilrichtung ist das Natürlich-Surrealistische. Die großflächigen Bilder wirken faszinierend, sie dominieren durch das Spiel der Farben. Aber auch glaubt man bei einigen, die Handschrift des Chirurgen zu erkennen. Dr. Ziegler malte jahrelang im Verborgenen, bis er 1994 mit einer großen Bilderausstellung im Vonderau – Museum in Fulda der Öffentlichkeit bekannt wurde. Danach folgten mehrere überregionale Ausstellungen. Inzwischen ist er über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. . . . .
1997
13. September
Vernissage brArtGallery Zollikofen / Bern
Einführung Dr. Reutteler
Sehr geehrte Damen und Herren! Danke für das Vertrauen, das Sie mir gegenüber gezeigt haben, sonst habe ich im Moment nichts zu sagen. Ich gebe das Wort gerne an den sprachgewaltigen Herrn Dr. Böhner. Bitteschön, und danke für Ihr Kommen.
Dr. Böhner: Dankeschön. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Künstler und Kunstfreunde! Ich darf Sie recht herzlich begrüßen zu unserer gemeinsamen Ausstellung „The New Artist – Künstler der Zukunft“. An dieser Stelle gebührt ein besonderer Dank Herrn Wolf Adam Bottinelli, durch dessen Initiative dieses alles erst ins Rollen kam, für die professionelle Organisation, und dem Galeristen, Herrn Reutteler, der das Ausstellungsgebäude für unser heutiges Projekt zur Verfügung gestellt hat.
Ich lege eingangs, eben auch aus der Erfahrung eines Ausstellungs – Machers heraus besonderen wert auf diese Danksagung, gerade eben zu Beginn einer solchen Veranstaltung, weil eben ich die Mühen nur allzu gut kenne, gerade auch im Hinblick auf die Nationalität der heutigen Ausstellung. Nun, dieser Sachverhalt hängt natürlich mit der Marktstruktur zusammen. Wer heute als zeitgenössischer Künstler erfolgreich sein will, muss hart arbeiten. Es reicht nicht, davon überzeugt zu sein, dass man gute Arbeit leistet, man muss sich bekannt machen, sich ins Gespräch bringen. Ausstellen, ausstellen und nochmals ausstellen, aber bitte nicht nur in Volkshochschulen und in Banken und dergleichen mehr, sondern eben immer auch im Entree die Kunstgalerien ansuchen, um so eben schließlich als Künstler ernst genommen zu werden. Galerien sind also zum einen ungemein wichtig für den künstlerischen Werdegang, für Erfolg und Anerkennung. Sie haben aber einen Nachteil, den man nicht ändern kann, sie wirken immer nur im regionalen Rahmen. Das heißt, wir sind davon abhängig, dass die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt sich eben auf der Vernissage einfinden
Reutteler: Herr Bottinelli hat das Wort.
Bottinelli: Dem ist nichts hinzuzufügen, und ich hoffe, und dass wir etwas fortschrittlicher sind im nächsten Jahr. Der Katalog war der erste Anstoß. Wir haben jetzt ein sehr interessantes Ausstellungsprogramm, das haben wir Ihnen teilweise ja schon persönlich dargelegt. Wir würden uns freuen, wenn Sie dabei auch mitmachen könnten. Wir haben in Barcelona die „Galeria Zero“, eine sehr, sehr interessante Galerie, auch in der spanischen Presse beachtete Galerie. Wir machen die erste Ausstellung im November mit den Künstlern aus dem Katalog. Das ist Frau Borsig-Diestler und Frau Reisser; dann haben wir den Herrn Andy Denzler dabei, usw.
1998
1.Februar
Vernissage „Neue Bilder und Skulpturen“ Galerie Böhner Mannheim
Laudatio: Sabine Schirra, Kulturbeauftragte der Stadt Mannheim
Aus dem jahrzehntelangen künstlerischen Schaffen von Karl-Berthold Ziegler werden heute Beispiele aus zwei Werkgruppen gezeigt, Stillleben und menschliche Darstellungen. Beginnen möchte ich mit den im weitesten Sinne als Stillleben zu bezeichnenden Darstellungen aus den 80er Jahren. Dieser Werkkomplex zeichnet sich durch sein annähernd quadratischen Formate und die delikate monochrome Farbgestaltung aus. Es dominiert die Farbe weiß, das zu vielfältigen Abstufungen im Grau-Bereich gebrochen wird oder auch ins Chamois hinüberspielen kann. Wenige Grundelemente in unterschiedlichen Anordnungen bestimmen das Bildgeschehen: Servietten, Tischtücher, Bestecke und Gedecke. Dire Ausgewogenheit, die sich schon in der Wahl der fast quadratischen Bildträger andeutet, wird durch die rechteckigen Stofffalten verstärkt, die sozusagen als architektonisches Grundgerüst dienen.
Aufgelockert wird dieses Koordinatensystem von Horizontalen und Vertikalen, - die allerdings in ihren Achsen leicht verschoben sind - , durch kleine Falten im Binnenstrukturbereich. Die Anordnung der übrigen Objekte, also Geschirr, Gläser und Bestecke, lassen beim Betrachter die Anmutung der Erwartung entstehen. Erwartung insofern, als dass die notwendigen Elemente für ein Essen, also Speisen und Getränke, noch nicht aufgetragen sind. Es wird auf etwas verwiesen, was noch nicht eingetroffen ist, aber notwendiger Bestandteil des Geschehens sein müsste. Diese fast noch leeren Tische warten darauf, von jemandem benutzt zu werden. Sie erscheinen als leere Seiten eines Buches, dessen Text noch geschrieben werden muss.
Ganz anders verhält es sich mit den Menschendarstellungen von Karl-Berthold Ziegler aus den 90er Jahren. Die realistische Malweise, wie wir sie bei den Stillleben beobachten können, wird hier zugunsten einer Auflösung der Formen und Massen aufgegeben, so wie wir sie aus dem analytischen Kubismus kennen. Zersplitterte Körper entwickeln mit ihren vielfachen Brechungen eine eigenständige Bildsprache. Zwar sind einzelne Körperteile wie Lippen oder Gliedmaßen noch erkennbar, es dominiert aber eine kristalline Struktur, die das Ganze in eine Unzahl eigener Teile mit unterschiedlichsten Ansichten aufbricht. Die Körper entwickeln sich zu bizarren Landschaften vor jeweils monochromen Hintergründen. Sie wirken wie mit dem Seziermesser bearbeitet, was insofern Sinn macht, als dass Karl-Berthold Ziegler in seinem Hauptberuf Unfallchirurg ist. Seine Menschendarstellungen sind schrill in ihrer Farbgebung, nicht natürlich bei seinem grünen Menschenbild und bei den Schwestern und dem Torso II erzeugen die farblichen Abwandlungen der Fleischtöne durch die Beimischung von Braun und Orange einen leichten Widerwillen, wobei sich der Blick aber nicht endgültig abwendet, sondern aus unerklärlichen Gründen immer wieder zurückgezogen wird.
Während die Stilleben von Karl-Berthold Ziegler noch auf ihre Geschichte warten, wird im zweiten Teil der Galerie mit den Arbeiten von Wolf Adam Bottinelli ein kompletter Plot erzählt, der jedoch als zusammenhängende Geschichte nicht mehr erkennbar ist …..
1998
Artikel aus „MORGEN“, Mannheim, vom 13.Februar 1998
Ungewöhnliche Szenen
Ausstellung: Collagen und Kleinplastiken bei Böhner
Von unserer Mitarbeiterin Beatrice H. Burkart
Gemeinsam ist den beiden Künstlern, deren Werke zur Zeit in der Mannheimer Galerie Böhner zu sehen sind, dass sie jeweils einen Erwartungsmoment festhalten. Es sind einerseits die Collagen zu dem Filmprojekt „Never shoot the sunrise“ von Adam Bottinelli, einem Film, der noch zu drehen ist, und andererseits die großflächigen Tafelbilder Karl-Berthold Zieglers von einer gedeckten Tafel: die Gäste werden erwartet.
Ziegler, der 1942 in Würzburg geboren wurde und heute als Chirurg und Maler in Fulda arbeitet und lebt, zeigt einerseits diese „Tafelbilder“ im wortwörtlichen Sinne, außerdem Bilder aus einer späteren Schaffensperiode, in einem Stil, wie wir ihn vom analytischen Kubismus her kennen. Die Stillleben, ganz in Weiß und Grau gehalten, zeigen den gedeckten Tisch. Sorgfältig mit den dazugehörigen Servietten, Gläsern und Vasen dekoriert, halten sie einen Moment der Erwartung fest. Das fast quadratische Bildformat wiederholt sich in den ebenfalls rechteckigen Falten des Tischtuchs, die sich so zu einem Koordinatensystem von Horizontalen und Vertikalen formieren.
Hier und auch beim zweiten bei Böhner ausgestellten Thema, den Menschendarstellungen, kann Ziegler seine Alltagspsofession als Chirurg nicht verbergen: die Strichführung wird oft wie mit dem Skalpell ausgeführt. Die wie aufgeschnittene, geöffnete Körper wirkenden Darstellungen zeigen ineinander verwobene Gliedmaßen, Lippen und Brüste lassen vor monochromem Hintergrund Frauen erkennen. Die aufbrechenden Formen und Massen sind überaus bewegt, fliegen auseinander, lösen sich auf. Ziegler findet mit der Darstellung dieser zersplitterten, fast kristallinen Körperstrukturen zu einem weichen, fließendem Kubismus, der auf das Nicht-Sichtbare hinweist.
Es folgen Beschreibungen weiterer ausgestellter Arbeiten von B.Bottinelli und Bildhauer Andreas Helm. . .
Am 20.02.1998 weiterer Hinweis im MORGEN mit Abb. Menschen in Grün
1998
8.September
Vernissage Galerie Raab, Fulda
Heide Berg – Raab: Ich möchte Sie ganz herzlich begrüßen zur Ausstellungseröffnung „Neue Bilder“ von Karl-Berthold Ziegler. Ich bin der Meinung, den Künstler muss ich eigentlich gar nicht vorstellen, Dr. Ziegler ist bekannt als Arzt, als Künstler oder auch als beides. Seine Bilder wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen bereits in Fulda gezeigt, und in den letzten Jahren auch vermehrt außerhalb Fuldas. Also ich weiß jetzt nur von Kassel, Bern, Genf, Strasbourg und so weiter.
Dr. Ziegler ist in der glücklichen Lage, seine zwei Begabungen ausleben zu kennen. Also, ich kenne nur zwei, vielleicht gibt es noch mehrere. Das ist auf der einen Seite die überaus verantwortungsvolle Tätigkeit als Chirurg und auf der anderen Seite ist er ein leidenschaftlicher Maler, ein Künstler. Und er hat die Möglichkeit, seine Tätigkeit als Arzt auch zu verarbeiten, zu transzedieren.
Die Präzisionsarbeit des Chirurgen findet eine Ergänzung in der freien, wohl sehr subjektiven Entfaltung der Maltechnik, in der suchenden Person. Eine andere, eine schöpferische Verantwortung kommt zu seiner hauptberuflichen Verantwortung hinzu und ich sage einfach einmal: eigentlich muss er ein sehr zufriedener und glücklicher Mensch sein dabei. Seine Bildthematik umfasst alles, was ihm künstlerisch reizvoll erscheint: die Landschaft, die abstrakte Form oder, wie in dieser Ausstellung schwerpunktmäßig vertreten, der Mensch, die menschliche Beziehung. Die menschlichen Darstellungen des Künstlers faszinieren auf eine besondere Art und Weise. Seine realistische Malweise, wie wir sie aus früheren Perioden kennen, wird hier zugunsten der Auflösung von Farben und Massen aufgegeben, so wie wir das bereits im analytischen Kubismus kennen. Zersplitterte Körper entwickeln mit ihren vielfachen Brechungen eine eigenständige Bildsprache. Zwar sind einzelne Körperteile wie Lippen und Gliedmaßen noch erkennbar. Es dominiert aber eine kristalline Struktur, die das Ganze in eine Unzahl eigener Teile mit unterschiedlichen Ansichten aufbricht. Die Körper entwickeln sich zu bizarren Landschaften, sie wirken wie mit einem Seziermesser bearbeitet.
Mitte der achtziger Jahre habe ich die ersten Bilder von Dr. Ziegler gesehen, in der damaligen „Werkstatt für Kunst und Kommunikation“ in Keulos, wo er auch Mitbegründer war. Es waren damals große Landschaften, surrealistische und fotorealistische Bilder. Ich glaube, dass er heute nach Jahren des Suchens und des Experimentierens seine Handschrift gefunden hat.
Ich wünsche der Ausstellung viele interessierte Besucher, ich wünsche dem Künstler sehr viel Zeit und Motivation zum Arbeiten in jeder Hinsicht. Ich wünsche Ihnen, sehr verehrtes Publikum viel Anregungen durch die Bilder. Ich bedanke mich ganz herzlich für Ihr Kommen, für Ihr Interesse und wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend.
1998
21. September
Artikel aus der Fuldaer Zeitung Nr. 219
Von unserer Mitarbeiterin Luzia Kremser
Karl-Berthold Ziegler stellt in der Galerie Raab aus.
Die Grüne Periode
„Meine Bilder beginnen alle mit einem Strich, der Rest ergibt sich dann beim Malen“, sagt der Fuldaer Maler Karl-Berthold Ziegler, „Ich stelle mich an die Staffelei, nach fünf Minuten ist das Konzept fertig, dann entstehen die Körper durch das Setzen der Farben.“
Ganz so einfach, wie es der Autodidakt erläutert, kann es dann allerdings doch nicht sein, betrachtet man die Ergebnisse dieser mehr oder weniger zufälligen Arbeit, die momentan in der Galerie Raab zu sehen sind. In sich zersplittert sind die Körper, die Ziegler auf großflächigen Leinwänden in kubistischer Manier hat entstehen lassen. Und doch sind sie in ihrer Bewegung und Dynamik stets als einheitliches Ganzes zu erkennen: Die Mutter, die ihr Kind im Arm hält ebenso wie die ineinander fließenden Körper eines Liebespaares.
Der Mensch ist für den 1942 in Würzburg geborenen Künstler das Thema schlechthin. Beim malen von Menschen verarbeitet er das, was er in seiner Arbeit als Unfallchirurg erlebt und entspannt sich. Phasenweise ändert sich „das, was dabei herauskommt“. „Ich hatte schon ziemlich bunte Phasen, dann wiederum habe ich eine Zeitlang nur Weiß und Weiß gemalt. Jetzt bin ich gerade in einer grünen Periode“, so Ziegler, dessen Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen waren. Meist sind es herausfordernde giftige Grüntöne, die bis ins Gelb übergehen. Sparsam gesetztes Rot haucht den Werken Leben ein.
Durch das Grün stellt der Betrachter automatisch auch die Verbindung zur Natur her, die Ziegler thematisch in „Herbstwald“ oder „An der Quelle“ aufgreift. In der charakteristischen Haltung eines Embryos steht eine Frau am Wasser, während sich die Äste eines Baumes schützend um sie ranken.
„Die realistische Malweise, wie wir sie aus früheren Perioden des Künstlers kennen, wird hier zugunsten einer Auflösung von Formen und Massen aufgegeben“, betonte Galeristin Heide Berg-Raab während der Vernissage in der vom großen Besucherandrang überforderten Galerie. Zwar seien einzelne Körperteile wie Lippen und Gliedmaßen noch erkennbar, doch dominiere eine kristalline Struktur, die das Ganze in eine Unzahl eigener Teile mit unterschiedlichen Ansichten aufbreche. Die Ausstellung in der Galerie Raab, Mittelstraße 29, ist bis zum 18. Oktober Dienstag bis Freitag jeweils zwischen 9.30 und 13 Uhr, sowie 14.30 und 18 Uhr zu sehen. Samstags ist die Galerie von 9.30 bis 13 Uhr geöffnet.
2000
April
Vernissage im Arbeitsgericht Fulda, Einführung durch Heide Berg-Raab
Es ist dies eine sehr umfangreiche Ausstellung mit vielen Exponaten, und gibt einen sehr guten Eindruck und Einblick in das Schaffen dieses Künstlers.
Dr. Ziegler muss ich Ihnen wohl kaum vorstellen. Er ist den meisten von Ihnen bekannt, als Arzt, als Künstler, als beides und durch zahlreiche Ausstellungen in Fulda und in anderen Städten des In- und Auslandes.
Wer seine großformatigen und farbigen Bilder einmal gesehen hat, wird sie so schnell nicht wieder vergessen. Sie prägen sich ein, sie hinterlassen Spuren und Eindrücke.
Und immer wieder, wenn ich seine Bilder sehe, muss ich mich fragen: woher nimmt dieser Mann die Kraft und die Zeit für diese Bilder neben seinem verantwortungsvollen Beruf als Chirurg und auch noch als Familienvater?
Und da fiel mir in diesen Tagen eine Aussage ein von Arnold Schönberg, dem Erfinder der 12-Ton-Musik und 1920, der sagte: Kunst kommt von Müssen. Schönberg betont damit die Ansicht, dass Kunst machen ein psychologischer Trieb ist. Man m u s s Kunst machen. Man muss dazu sagen, Schönberg lebte in Wien, in der Stadt Siegmund Freuds. Schönbergs Ansicht steht als Ergänzung zu Robert Schumanns Ansicht, und zu vielen Kunstkritikern zu Beginn dieses Jahrhunderts, die meinten: Kunst kommt nur von Können, und betonten damit den mehr handwerklichen und den technischen Aspekt der Kunst.
Bezogen auf Karl-Berthold Ziegler heißt dies für mich: dieser Mann m u s s malen. Und weil er malen muss, hat er in mühsamer langjähriger Arbeit seine ihm so eigene technisch sehr präzise Technik erarbeitet und erlernt.
Karl-Berthold Ziegler ist in der glücklichen Lage, mehrfache Begabungen zu besitzen. Neben der Malerei soll er auch noch sehr gut Klavier spielen können, habe ich gehört, und er weiß, diese Begabungen zu nutzen.
So kann er in dem einsamen meditativen Prozess des Malens einen Gegenpol setzen zur Hektik seines Berufes, er kann damit seinen Erlebnissen und Fantasien freien Lauf lassen.
Bereits seit 1957 beschäftigt sich Ziegler mit Kunst, damals angeregt durch seine Kunsterzieher während seiner Schulzeit. Er studierte jedoch Medizin, nicht Kunst. Aber sie hat ihn bis heute nicht losgelassen.
Ich lernte Dr. Ziegler 1983 kennen. Er war damals Mitbegründer der Werkstatt für Kunst und Kommunikation in Künzell / Keulos. Leider gibt es diese Werkstatt heute nicht mehr. Ich erinnere mich damals an diese großen Leinwände, sehr schöne weiße Tulpenbilder, die mich wahnsinnig faszinierten, aber auch an expressive Landschaftsbilder.
In den folgenden Jahren wurde der Mensch zu einem wichtigen Thema des Künstlers, und allmählich umfasst seine Thematik alles, was ihm künstlerisch reizvoll erscheint, über das Figurative hin bis zur abstrakten Komposition. Ziegler braucht große Leinwände. Sie geben ihm genügend Spielraum für seine Intentionen, für seine Fantasien und auch für sein Ich.
Während seiner nun 40-jährigen Beschäftigung mit der Kunst, mit der Malerei, durchlief Ziegler verschiedene Phasen des Experimentierens. Vom Naturalismus über den Surrealismus hin bis zu dieser – ich möchte sie seine kubistische Phase nennen, in der Ziegler meiner Meinung nach zur Zeit seinen Stil und seine künstlerische Heimat gefunden hat.
Man muss sich für die Bilder viel Zeit lassen, man muss genau hinschauen, um Inhalt und Hintergründe zu erfassen. Ich möchte an dieser Stelle noch ein Zitat von Paul Klee aussprechen. Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar. Das heißt: hin schauen, sich überlegen: was ist damit gemeint?
Dieser Künstler, finde ich, muss weiter malen. Dies ist bestimmt nicht die letzte Ausstellung, die wir von ihm hier oder anderswo sehen. Wir dürfen gespannt sein, in welche Richtung sich seine Fantasien und seine Technik noch entwickeln.
Ich wünsche der Ausstellung viel Erfolg und ich wünsche Dr. Ziegler weiterhin viel Schaffenskraft und viel Schaffensfreude. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
2009, 31.1.-22.2.
Vernissage „ENTFALTUNGEN“ im Kunstverein Fulda
Sehr geehrte Freunde des Kunstvereins ich freue mich, Sie zur Eröffnung unserer ersten Ausstellung im Jahre 2009 willkommen zu heißen.
Der heutige Künstler ist Dr. Karl-Berthold Z, langjähriges Mitglied unseres Vereins. Er hat bereits im Jahre 1984 Gemeinschaftausstellungen mit gestaltet.. Wie Sie auf den Einladungen gelesen haben ist der Titel : „Entfaltungen“. Ich hoffe Sie haben heute Abend nicht eine Botox Party oder ähnliches erwartet. Entfaltungen hängen im ersten Stockwerk, dazu wird Ihnen heute Frau Heide-Raab , Inhaberin der über FD hinaus weitreichend bekannten Galerie Raab, Näheres erläutern können.
Heide Berg-Raab: …ich freue mich sehr, dass ich wieder einmal eine Ausstellung von Ihnen eröffnen darf. Und wieder sind dies neue Bilder, neue Themen und neue Perspektiven. Es gibt ein Zitat von Alban Berg , einem österreichischen Komponist, der mit A. Schönberg die 12-Ton-Musik erfunden hat. Er sagte „Kunst kommt nicht nur von Können, sondern auch von Müssen.“ Ich habe bei vielen Ausstellungen von Dr. Z. an dieses Zitat denken müssen. Weil ich mir immer wieder die Frage stellen muss „woher nimmt dieser Mann die Kraft und die Zeit, sich so intensiv und mit unerhörtem Fleiß und Besessenheit der Malerei zu widmen“. Möglich, dass auch er einen inneren Drang, einen Druck, ein Müssen verspürte, und durch und mit der Malerei einen Ausgleich fand für seine Arbeit als Unfallchirurg. Dr. Ziegler ist Autodidakt. Er studierte Medizin, wurde Arzt, aber schon 1957, als Schüler, begann er mit Zeichnungen, Aquarellen. Und wie er mir sagte, traute er sich einfach nicht, zu uns in den JUKU (Junger-Kunst-Kreis) zu kommen. Schade, vielleicht wäre er dann Künstler geworden und nicht Arzt. – Aber er ist auch ein guter Arzt! –
Ich selbst habe seine Bilder zum ersten Mal 1983 in der „Werkstatt Kunst und Kommunikation“ in Keulos gesehen, wovon ein Mitbegründer Dr. Ziegler auch war. Es waren damals so wie auch heute noch sehr große Leinwände in schwarz-weiß mit realistischen Darstellungen von Menschen, Blumen, Vasen, aber auch farbigen Landschaften. Die Liste seiner Ausstellungen ist lang, aber ich möchte eine Ausstellung noch erwähnen, die 1998 in der Galerie Raab stattfand, in der sich der Künstler in einer völlig neuen Schaffensperiode befand. Es waren damals meist zerrissene menschliche Körper, die er auf großen Leinwänden in kubistischer Weise darstellte. Der Mensch war für den Künstler das Thema schlechthin. Möglich, dass er als Maler verarbeitete, was er als Arzt erlebte.
Ganz anders nun die neuen Bilder. So beim ersten Hinschauen dachte ich an Urlaub, an Freizeit. Darstellung von Straßen-Cafés, von Strand, dann diese Häuserfassaden, italienische Fassaden, aber auch wieder wie oben im anderen Stockwerk Blumen, Vasen, gefaltete Tischdecken. Die Häuserfassaden in völlig neuer Perspektive. Mit der neu gewonnenen Freiheit des Menschen und Künstlers mag es zusammenhängen, dass er diese Themen wählte. Er hat den Stress und den Druck der Praxis wahrscheinlich ablegen können. Die Malweise ist lockerer, entspannter geworden, und seine Bilder sind immer wieder von höchstem ästhetischem Genuss. Wir dürfen gespannt sein, was der Künstler uns in Zukunft noch präsentieren wird. In diesem Sinne wünsche ich . . .